In Deutschland gibt es nur wenige Borreliosespezialisten, also Ärzte, die sich schwerpunktmäßig oder ausschließlich der Behandlung Borreliosekranker widmen. Zu einem Teil sind diese Ärzte auch in der Borrelioseforschung tätig. Dennoch gibt es – auch durch die Aktivitäten der regionalen Selbsthilfegruppen – eine Anzahl niedergelassener Ärzte verschiedener Fachrichtungen, die sich innerhalb ihrer Praxisroutine mit der Krankheit beschäftigen und Borreliosepatienten behandeln. Leider gibt es auch noch eine Menge Ärzte, die sich mit Borreliose nur sehr ungenügend oder gar nicht auskennen. Wenn Sie betroffen sind oder bei sich eine Borreliose vermuten, können Sie einen (meist weiteren) Weg in Kauf nehmen und einen Spezialisten aufsuchen, oder sich über eine Selbsthilfegruppe in Ihrer Nähe (Adressen hier auf der Homepage) einen Arzt nennen lassen, der schon Erfahrung mit Borreliosepatienten gesammelt hat, oder sich zusammen mit dem Hausarzt Ihres Vertrauens über die Krankheit informieren. Fundiertes wissenschaftliches Material für Laien und Ärzte erhalten Sie bei allen Selbsthilfegruppen.
Die Erfahrungen, die mit diesen Möglichkeiten gemacht werden, sind sehr unterschiedlich. Jeder Arzt und Spezialist behandelt anders, und die Chemie zwischen Behandler und Patient ist jeweils eine andere! Bitte bedenken Sie, daß es für die Behandlung einer fortgeschrittenen Borreliose bislang (noch?) keinen Behandlungsstandard, und keine Erfolgsgarantie gibt. Im Einzelfall werden verschiedene Therapien ausprobiert!
Britta Lemke
Ja. Nur 40% der infizierten Borreliosepatienten erinnern sich an einen Zeckenstich, (der durch ein Lokalanästhetikum der Zecke oft nicht bemerkt wird). Fallberichte (wie z.B. ein eindeutiges Erythema migrans) sprechen aber dafür, daß die Borreliose auch von anderen Stechinsekten (besonders Bremsen) übertragen wird.
Britta Lemke
Ja! Allerdings sind manche, bei einer Borreliosebehandlung verwendeten Antibiotika recht teuer und belasten das ärztliche Budget. Bei einer Notwendigkeitsbescheinigung durch den behandelnden Arzt gibt es i. d. Regel aber keine Probleme bei der Kostenübernahme durch die Krankenkassen.
Britta Lemke
Genaue Zahlen existieren nicht. Es gibt sowohl wissenschaftliche Untersuchungen, die eher von einer zu häufigen Diagnosestellung einer Borreliose ausgehen, als auch Arbeiten, die die Borreliose für "unterdiagnostiziert" halten. Interessant ist, daß es wahrscheinlich vor allem die neuropsychologischen Defizite (vor allem der späteren Infektionsstadien) sind, die eher zu selten mit Borreliose in Verbindung gebracht werden.
Dr. R. Wössner
Bei Spaziergängen und Wanderungen sollte man Wegränder und schmale Pfade möglichst meiden und sich zum Ausruhen nicht irgendwo ins Gras legen. Zeckenabwehrmittel (Repellents) werden auf Schuhe, Strümpfe und Hosenbeine gegeben. Sie wirken bis zu 4 Stunden, schützen jedoch nicht absolut zuverlässig. Geschlossene helle Kleidung ist zu bevorzugen, weil sich die dunklen Zecken leicht darauf erkennen lassen. Hilfreich beim Absuchen sind Brille, Vergrößerungsglas, Spiegel und Taschenlampe. Kinder werden häufig in Kopf und Hals gestochen und sollten daher im Sommer die Haare kurz tragen und häufig abgesucht werden. Die Stiftung Warentest hat im April 2001 folgende Zeckenabwehrmittel mit "gut" bewertet: Autan, Nexa Lotte, Taosis, Zanzarin. Die Mittel schrecken auch andere Vektoren (blutsaugende Insekten) ab.
Die meisten Zeckenstiche bleiben ohne Folgen, denn nicht jede Zecke trägt Krankheitserreger in sich ( jede 4 - 5 Zecke ist infiziert ). Zum Glück führen auch die Stiche infizierter Zecken (jeder 10. Stich) nur relativ selten zu einer Erkrankung. Zudem verlaufen viele Erkrankungen harmlos.
Ein weitverbreiteter gefährlicher Irrtum ist, dass eine so genannte "Zeckenschutzimpfung" ("Zeckenimpfung") vor von Zecken übertragenen Krankheiten schützt. Das ist in Wirklichkeit nur ein Impfstoff gegen die FSME. In Deutschland ist die FSME relativ selten und kommt nur in wenigen süddeutschen Regionen vor. Gegen das überall bestehende hohe Risiko einer Borrelien-Infektion und auch gegen andere durch Zecken übertragene Krankheiten gibt es in Europa bisher keine Impfung.
B. Ringeler-Leipholz
Vorbeugung ist besser als Zeckenentfernung!
Diese muss richtig und schnell vonstatten gehen! Warten Sie nicht
bis zum nächsten Tag, wenn der Arzt wieder Sprechstunde.
Hinweise:
Die Zecke weder mit Öl noch mit Klebstoff behandeln!!
80 % der Infektionen erfolgen durch Vorbehandlungen und Quetschungen.
Achten Sie besonders auf die kleinen Larven und Nymphen, sie sind sehr klein und hellbraun, man kann Sie leicht übersehen, da sie fast wie eine Sommersproße aussehen.
Zecke möglichst lebend bergen und in ein leeres Gefäß stecken, ein paar Grashalme verhindern das Austrocknen.
Ist die Zecke tot, so kann man sie in 70% Alkohol einlegen.
Wie gehe ich vor: Larven und Nympfen am besten mit einem Skalpell von der Haut anhebeln.
Verbleibt das Stichorgan der Zecke in der Haut, so hat dies keinen Einfluss mehr auf eine Borrelien-Infektion.
Betroffene Stelle desinfizieren.
Achtung:
Die Desinfektion verhindert keine Borrelien-Infektion.
Adulte (erwachsene Zecken nur am Kopf mit einer Splitterpinzette fassen und herausziehen.
Achtung:
Die sogenannten Zeckenzangen sind zu grob, sie zerquetschen die Zecke
Verbleibt das Stichorgan der Zecke in der Haut, so hat dies keinen Einfluss mehr auf eine Borrelien-Infektion.
Betroffene Stelle desinfizieren.
Achtung:
Die Desinfektion verhindert keine Borrelien-Infektion.
Auf einem Zettel
- Name der betroffenen Person
- Datum des Entdeckens
- Betroffene Stelle am Körper
- Vermutliche Dauer des Stiches
- Wie die Zecke enfernt wurde
- Gebiet in dem Sie den Zeckenstich bekamen
- Notieren und ins Gefäß geben.
Das Gefäß kann an nachfolgende Adressen gesandt werden.
Labor für klinische Diagnostik und Prüfung
Tierärztliche Hochschule
Dr. G. Liebisch
Institut für Parasitologie
Postfach 1117
Bünteweg 17
30927 Burgwedel
Borrelien lassen sich in der Zecke viel leichter finden mittels Anzüchtung und PCR.
Die Kosten betragen ca. 23,00 ¤ für lebende Zecke, für tote Zecke 35,00 E
Ein kleines Tagebuch anlegen in dem Sie folgendes festhalten:
- Aussehen der Zecke, Einstichstelle
- Bildet sich um die Einstichstelle eine Rötung
- Wie sieht die Rötung aus, vergrößert sie sich u.a. (mit dem Erythema auf alle Fälle zum Arzt gehen)
- Grippeähnliche Beschwerden
- Andere vorher nicht gehabte Beschwerden
Stellen Sie eine frühestmögliche Diagnostik und Therapie sicher. Eine frühzeitige und ausreichende Therapie ist der beste Schutz vor Spätschäden.
Lassen Sie sich von eine Borreliose-Selbsthilfegruppe beraten, denn
- ca. 17 % der Bevölkerung sind infiziert
- Risikogruppen bis zu 50 % ca. 0,5 % erkranken neu pro Jahr
- ca. 100.000 Einwohner ca. 10 % entwickeln sich trotz Behandlung ins chronische Stadium
Prinzipiell ist eine Übertragung von Borrelien durch Blutbestandteile auf den Menschen möglich. Sie ist aber sehr selten, da die Zeit, in der die Borrelien als Antigene in der Blutbahnen zirkulieren (Bakteriämie) nur kurz andauert. Eine systematischen Untersuchung zu diesem Thema ist uns allerdings nicht bekannt. Hinweise für eine Übertragung durch Tröpfcheninfektion oder sexuelle Kontakte liegen nicht vor.
Dr. Ralph Wössner und PD Dr. Johannes Treib
Neurologische Klinik, Westpfalz-Klinikum GmbH, 67655 Kaiserslautern
Das kann nicht mit Sicherheit beantwortet werden.
Man hat in Mücken Borrelien gefunden, aber durch die kurze Saugdauer der Mücke können Borrelien eigentlich nicht übertragen werden.
B. Ringeler-Leipholz
SHG Kassel
Soweit bekannt ist kann die Borreliose nicht durch Geschlechtsverkehr übertragen werden.
Brigitte Ringeler-Leipholz